Wie wurde das Projekt geboren?
Die Verschiebungen in der politischen Landschaft und dem gesellschaftlichen Diskurs in den letzten Jahren, die deutliche Zunahme rechtsextremer Straftaten, der NSU, die furchtbaren Anschläge in Halle und Hanau 2019 und 2020 - schon lange sind es Taten und nicht nur Warnzeichen, die die Bedrohung unserer offenen, pluralistischen Gesellschaft verdeutlichen. Und ja, #wirsindmehr, doch das müssen wir auch aktiv zeigen.
Und wie steht es eigentlich um das Zusammenleben in Mannheim, unserer Heim- und Wirkstätte?
Läuft es hier so gut mit dem Zusammenleben, wie es auf den ersten Blick scheint?
Dieser Drang und diese Fragen gaben den Anstoß für das Kunstkollektiv km42 und die Mannheimer Abendakademie, das Projekt Schwarzweißbunt ins Leben zu rufen. Im Laufe der Zeit konnten wir dann noch den Landesverband Deutscher Sinti und Roma als Kooperationspartner sowie weitere Unterstützer*innen gewinnen.
Und wie ging es weiter?
Klar war, ein solches Projekt muss soziokulturell sein, den Menschen zuhören, ihnen Gehör verschaffen, eine Stimme geben, sie in alle Prozesse einbinden. Und es kann die Kunst nutzen, um eine Plattform zu schaffen, für Begegnungen und Dialog, also der Grundlage eines jeden respektvollen Miteinanders.
Daher haben wir das Gesamtprojekt aufgeteilt: Am Anfang standen zahllose kleine und große Interviews quer durch die Stadt, um ein möglichst repräsentatives Bild des Lebens und Erlebens der Mannheimer Bürger*innen zu bekommen, v.a. jener, die nicht der vorherrschenden Norm zu entsprechen scheinen, ob nun Migrant*in, queere Person oder anderes.
Was passierte mit diesem Text?
Zeitgleich zum Schreibprozess starteten wir verschiedene Kennenlerntreffen und Schnupperworkshops in den Bereichen Schauspiel, Bühnenbild und Kostümbild. So fanden sich mit der Zeit verschiedene Teams aus den unterschiedlichsten Menschen, die in ihrer, unserer Zusammenarbeit genau das lebten, wofür das Projekt auch steht: sie sind trotz ihrer biographischen, regionalen, kulturellen und sprachlichen Unterschiede füreinander da, sie arbeiteten gemeinsam mit Begeisterung und Energie an einem gemeinsamen Ziel, sie versuchten, einander zu verstehen.
So entstand jeweils unter künstlerischer (An-)Leitung von Thurid Goertz, Vivian Schöchlin und Stephan Rixecker mit und durch all die Mitstreitenden eine komplette Inszenierung mit allegorischem Kostüm- und Bühnenbild, deren 5 bisherigen Aufführungen mit moderierter Nachdiskussion die Geschichten der Menschen und ihrer Darstellenden in die Welt trugen und so zum ehrlichen Austausch und Überlegen einluden.
Und? Wie ist es gelaufen?
Die 5 Aufführungen an verschiedenen Orten Mannheims sowie in der VHS Karlsruhe waren ein voller Erfolg und dementsprechend gut besucht. Die moderierten Nachdiskussionen sowie zahlreichen Rückmeldungen zeigten, was unser Team Famoses geleistet hat, und auch, dass die Anfangsidee tatsächlich funktionierte: Die Menschen gingen in den offenen Austausch miteinander, sie bekamen neue Perspektiven, auf das Leben anderer, ihr eigenes, unser gemeinsames. Und oft hörten wir die Frage, wie es denn nun weitergehe, denn das Stück müsse doch mehr Menschen zugänglich gemacht werden. Die Antwort: wir tun unser Bestes, und vielleicht schaffen wir eine Wiederaufnahme! Auf jeden Fall machen wir weiter, mit diesem Stück oder anderen Projekten. Die Wiederaufnahme wird gerade finanziert und soll Feb/März 2024 steigen! Seid dabei, denn wir sind alle schwarzweissbunt!!